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Heute Nacht: Räumung der Bärendelle verhindern!

07.23.13

Laut mehrfachen anonymen Hinweisen soll die Besetzung der ehemaligen Hauptschule an der Bärendelle in Essen-Frohnhausen heute Nacht geräumt werden.

Wir rufen daher auf zur Bärendelle zu kommen und zu zeigen, dass legitime Forderungen nach unkommerziellen Freiräumen und Selbstbestimmung nicht so einfach (beiseite) geräumt werden können!

Wir brauchen keine nichtvorhandenen(!) Investoren, um noch mehr öffentlichen Raum zu privatisieren, um ein weiteres leerstehendes Bürogebäude in Essen zu haben oder Wohnungen, die sich kein_e Frohnhausener_in leisten kann. Stadt Essen, gib Deinen Bewohner_innen ihre Stadt zurück!

Kreative Freiräume statt sinnlosem Leerstand!
Räumung verhindern, heute Nacht & immer!
Kein Tag ohne…

Weitere Infos auf: baerendelle.co.nf

Kontakt: plenum.baerendelle@gmx.de

Infos gibt’s auch auf Facebook und Twitter

Anreise: So findet Ihr die Bärendelle

Bärendelle braucht Unterstützung! +++ Info-Update

07.22.13

Baerendelle Gebaeude_webSeit heute morgen ist die ehemalige Hauptschule an der Bärendelle in Essen-Frohnhausen besetzt. Nach anfänglich entspannter Athmosphäre und positiver Berichterstattung in verschiedenen Online-Medien, meldete DerWesten gegen 17 Uhr, dass es der Stadt Essen ein großes Anliegen sei, „das Gebäude so schnell wie möglich räumen zu lassen„.

Am Nachmittag patroullierte die Polizei lediglich mit einem Motorrad, das regelmäßig über das Gelände fuhr, bis gegen 19:30 Uhr mehrere Polzeifahrzeuge vorfuhren. Seitdem hinderte die Polzei Menschen daran das Gebäude zu betreten, drohte Anwesenden mit Repression und fotografierte Personen ab, die sich auf dem offenen und frei zugänglichen Gelände vollkommen legal und friedlich aufgehalten haben.

Eine polizeiliche, also gewaltsame Räumung des brachliegenden Gebäudes ist also von städtischer Seite bereits angekündigt. Baerendelle Park_webUm dies zu verhindern sollten alle, die sich mit der Besetzung und der Forderung nach selbstbestimmten Freiräumen solidarisieren möchten, zur Bärendelle kommen (4 Fußminuten vom Bahnhof Essen-West). Lediglich das Gebäude ist durch Bauzäune abgesperrt; die große Grünfläche vor dem Gebäude (mit Spielplatz, Tischtennisplatten und Bolzplatz) ist frei zugänglich und lädt zum gemütlichen Herumsitzen und Spaß haben ein.

+++

Zur Stunde (22.7., 22:00 Uhr) ist die Lage wieder sehr entspannt und ruhig. Die Polizei hat sich in ihre Autos zurück gezogen und lässt alle Unterstützer_innen und Besetzer_innen in Ruhe den warmen Sommerabend genießen.

+++ Update 23.7. +++
Die Lage ist entspannt! Die Polizei hat sich auf ein Fahrzeug beschränkt, es sind weiterhin viele Leute im Gebäude und auch im Park vor dem Gebäude ist richtig viel los. Dort soll heute abend auch gegrillt werden, also kommt vorbei, genießt den Sommer und zeigt wieviel Spaß Solidarität machen kann!

DerWesten meldet: Stadt und Polizei wollen an der Räumung festhalten und finden die Forderungen der Besetzer_innen – im Gegensatz zu ihren eigenen nicht vorhandenen Plänen mit dem Gebäude – „sehr unkonkret“. Da können wir nur lachen!
Stadt Essen, nimm endlich die Bedürfnisse und Wünsche deiner Bewohner_innen wahr!
Besetzung des ansonsten brachliegenden Gebäudes an der Bärendelle sofort legalisieren!

+++

16:30 Uhr: Das PlenumBärendelle teilt via Twitter mit:
„Erneut werden wir anonym telefonisch informiert es würde heute nacht geräumt… Join us!“

+++

Weitere Infos auf: baerendelle.co.nf

Also kommt vorbei und zeigt Solidarität!
Kreative Freiräume statt sinnlosem Leerstand!
Räumung verhindern!

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Anreise: So findet Ihr die Bärendelle

Solidarität mit der Besetzung der Bärendelle in Essen-West

07.22.13

Das Autonome Zentrum Mülheim solidarisiert sich mit der Besetzung der ehemaligen Schule an der Bärendelle in Essen-Frohnhausen/West.

Wir freuen uns über jeden unkommerziellen Freiraum, der für unabhängige Kunst, Kultur und Politik erkämpft wird.

Die Stadt Essen fordern wir auf, den Bedarf für solche Freiräume anzuerkennen und die Besetzung schnell zu den Bedingungen der Besetzer_innen zu legalisieren, damit das Gebäude an der Bärendelle zu einem selbstbestimmten und sozialen Ort wachsen kann.

So kommt Ihr zum Gebäude:
Vom Bahnhof Essen-West geradeaus die Dahnstraße hinauf gehen bis zur Ampel, dann links in die Kerckhoffstr., nach ca. 100 Metern kommt rechts ein Fußgänger_innenweg, der durch einen kleinen Park/Grünstreifen führt, das ist die Bärendelle. Das freistehende Gebäude befindet sich auf der rechten Seite.

——–

Die Presseerklärung des Plenums Bärendelle:

*Erklärung zur Besetzung der ehemaligen Schule an der Bärendelle*

Wir, das Plenum Bärendelle, halten das ehemalige Schulgebäude an der
Bärendelle in Essen besetzt.

Das Gebäude steht seit mehreren Jahren leer und wird, wie viele
Leerstände im Ruhrgebiet, dem kontrollierten Verfall überlassen.

Die Stadt Essen hat keine Möglichkeiten mit dem Gebäude umzugehen: weder
kann sie es bespielen, noch abreißen, weder renovieren, noch verkaufen.

Demzufolge kann nur der fortschreitende Verfall des Gebäudes verwaltet
werden.

In der Bärendelle könnte ein selbstverwalteter & unkommerzieller Raum
entstehen.

Durch die Schließung des JZE-Papestraße und die verfehlte
Kreativquartierpolitik zeigt sich die Ablehnung gegenüber
unkommerziellen und selbstverwalteten Räumen von institutioneller Seite.

Wir fordern alle auf, sich mit unserem Anliegen zu solidarisieren: In
und vor der Bärendelle und überall sonst.

Unsere Aktion soll zudem ein Zeichen der Solidarität sein an alle, die
eine Welt ohne Ausbeutung, ohne Krieg, ohne Herren und ohne Knechte wollen.

plenum.baerendelle (at) gmx.de

PM zur Kundgebung und Demo am 23.6.

06.23.13

Am heutigen Sonntag veranstalteten wir, die Gruppe Gewisser Überdruss, ab 10:30 Uhr eine Kundgebung gegenüber der „alten Augenklinik“, wo die städtische Veranstaltung zum Gedenken an die „Mülheimer Bombennacht“ von 1943 stattfand.
Mit etwa 40 Teilnehmer_innen machten wir deutlich, dass ein solches Gedenken nicht losgelöst vom historischen Kontext des Nationalsozialismus abgehalten werden darf. Dabei gab es sowohl Verständnis und Wohlwollen einiger Teilnehmer_innen der Gedenkveranstaltung, die unsere Kritik teilten, als auch negative Reaktionen uns gegenüber. Letztere kamen von wenigen Personen, die lieber nicht mehr an den Nationalsozialismus erinnert werden wollen, aber auch nicht erklären konnten, weshalb sie eine Gedenkveranstaltung besuchen. Unsere Anwesenheit war also keinesfalls unbegründet.
Allerdings konnten wir leider die Einladung der OB Mühlenfeld, uns an der offenen Podiumsdiskussion zu beteiligen nicht wahrnehmen.Hierzu verwehrte und die Polizei den Zugang. Allerdings hatte, laut eines Besuchers, die Podiumsdiskussion gar keinen offenen Charakter, sondern bestand aus vier Zeitzeug_innen auf dem Podium, die vorgefertigte Fragen von Schüler_innen beantworteten. Bemerkenswert finden wir an dieser Veranstaltung, dass die Stadt sich vornimmt, eine Zeitzeug_innenveranstaltung zu veranstalten, dabei es aber versäumt, alle Gruppen von Zeitzeug_innen anzusprechen: Es wurden weder ehemaligen Zwangsarbeiter_innen eingeladen, noch Insass_innen des Arbeitserziehungslagers am Flughafen, keine ehemaligen Inhaftierten, welche die Bombennacht im Freien und nicht von Bunkern geschützt erleben durften.

Um 12:30 Uhr löste sich die Kundgebung auf. Anschließend fand um 13:00 am Synagogenplatz, eine von uns veranstaltete antifaschistische Demonstration gegen Geschichtsrevisionismus und deutsche Opfermythen statt. Die ungefähr 80 Teilnehmer_innen hörten Redebeiträge zu den verschiedenen Orten, welche die Demonstration besuchte. Am Haus Bahnstr. 44 verwiesen wir auf das Schicksal der Familie Meyer und eines von insgesamt neun früheren sog.„Judenhäusern“. Am Mahnmal der Opfer beider Weltkriege wurde in einem Redebeitrag auf die Ursachen der deutschen Opfermythenbildung eingegangen. Der Zug der Demonstration ging weiter zur Straße „An den Sportstätten“, welche mitten auf dem Gelände der ehemaligen Militärkaserne liegt, welche auch die das Gestapo -gefängnis und das ehemalige Kriegsgefangenlager beherbergte .Die Demonstration endete gegen 15 Uhr auf dem Kurt- Schumacher- Platz, wo mit einem Redebeitrag die Rolle der Presse, insbesondere der WAZ, benannt wurde. Der Redebeitrag ist an diese Pressemitteilung angefügt. Hiernach wurde die Versammlung ohne Zwischenfälle aufgelöst.

Noch ein Wort zur Berichterstattung: Die Zeitzeug_innen-Berichte in der WAZ-Serie zur „Bombennacht“ wurde durchweg unkritisch und ohne historischen Kontext veröffentlicht. Ohne die sicherlich traumatisierenden Erlebnisse der Zeitzeug_innen herunter spielen zu wollen, haben wir von Anfang an kritisiert, dass die Veröffentlichungen die Einordnung in den deutschen Faschismus vermissen ließen -als seien die Bomben tatsächlich aus heiterem Himmel gefallen.
Erst am 18.6. änderte sich die Berichterstattung der WAZ teilweise, indem unsere Kritik endlich zur Kenntnis genommen und zitiert wurde. Gleichzeitig wurde dort die Veranstaltung, jedoch nochmals von den städtischen Initiator_innen OB Dagmar Mühlenfeld und Stadtarchivsleiter Dr. Kai Rawe als legitim dargestellt. Beide zeigten sich, im Artikel, von unserer Kritik persönlich verletzt. Darauf können wir nur erstaunt zurück fragen: Warum haben Sie sich nicht über die unhistorischen Veröffentlichungen in der WAZ beschwert,wodurch ihre gesamte Veranstaltung letztlich als unkritisch und geschichtsvergessen gelesen werden musste?

Gerade durch die Aufnahme unserer Kritik – oder auch durch kritischere Artikel wie am 22.6. in der Mülheimer NRZ – und durch das nun um so deutlichere Betonen des historischen Kontextes durch die Veranstalter_innen der städtischen Gedenkveranstaltung, bewerten wir unsere Kampagne als klaren Erfolg. Und damit nicht genug: Die Ausstellungen zu „Widerstand und Verfolgung in Mülheim 1933-1945“ und „Neofaschismus in Deutschland“ im Autonomen Zentrum, in der Auerstr. 51, laufen noch bis zum 30.6. und werden von mehreren Veranstaltungen begleitet. Wir laden alle Interessierten herzlich dazu ein vorbei zu schauen. Weitere Informationen sind unter www.az-muelheim.de zu finden.

Fotos der Veranstaltungen und die gehaltenen Redebeiträge werden in den nächsten Tagen auf ueberdruss.noblogs.org zu finden sein.

Kundgebung und Demo am 23. Juni in Mülheim

06.21.13

Die Stadt Mülheim plant eine Veranstaltung für den 23.06.2013, in der den Opfern der „Bombennacht 1943“, der angeblich „größten Katastrophe“ der Stadtgeschichte gedacht werden soll.
An dem Vorhaben der Stadt entzündete sich relativ schnell Kritik, welche der Stadt eine geschichtsrevisionistische Position unterstellt. Der Aufruf der Stadt, welcher in der WAZ abgedruckt wurde, schafft es, die sogenannte „Bombennacht“ vollkommen losgelöst vom Nationalsozialismus und dem deutschen Angriffskrieg zu betrachten – obwohl Mülheim eine Hochburg der nationalsozialistischen Bewegung war.

Wir fordern dazu auf, sich an den Gegenaktionen zu beteiligen!

Kundgebung: 23.06.2013 ab 10:30 Uhr in Mülheim an der „alten Augenklinik“ in der Von-Graefe-Str. (Ecke Hingbergstr.)

Antifaschistische Demonstration
: Diese beginnt um 13 Uhr in der Mülheimer Innenstadt am Synagogenplatz und soll anhand verschiedener Orte aufzeigen, wie alltäglich die Gräueltaten der Deutschen waren. Die Demonstration beginnt mit einer längeren Kundgebung und wird gegen 14 Uhr los gehen.

mehr Infos: ueberdruss.noblogs.org

Ausstellungen und Veranstaltungen vom 20. – 30.06.2013

06.19.13

…nicht aus heiterem Himmel!

Unter diesem Motto starten zwei 10tägige Ausstellungen des VVN-BdA Mülheim an der Ruhr, begleitet von mehreren Vorträgen, Info- und Diskussionsveranstaltungen.
Titel der Ausstellungen:
Widerstand und Verfolgung in Mülheim 1933-1945 und Neofaschismus in Deutschland

Donnerstag, 20.06. — Vernissage —
17 Uhr: Eröffnung der Ausstellungen mit Führung
20 Uhr: Lesung: Peter Gingold: Paris – Boulevard St. Martin no.11 – Ein jüdischer Antifaschist und Kommunist in der Résistance und der Bundesrepublik
Es lesen Alice Czyborra, Tochter von Peter Gingold, und sein Enkel Juri Czyborra.

Sonntag, 23.06. — Demo und Kundgebung —
…nicht aus heiterem Himmel!
Unter diesem Motto formiert sich Protest gegen die von Stadt und WAZ ausgerichtete Zeitzeug_innen und Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Bombardierung Mülheims durch die Alliierten.
10:30 Uhr: Kundgebung vor der alten Augenklinik, in der die Veranstaltung stattfindet (Von-Graefe-Straße)
13:00 Uhr: Demonstration zu historischen Orten von Naziverbrechen – Treffpunkt: Platz der ehemaligen Synagoge

mehr Infos auf: ueberdruss.noblogs.org

Dienstag, 25.06.
Film: Das Moorsoldaten-Lied

Rainald Schnell zeigt seinen Film „Das Moorsoldaten-Lied“ und diskutiert über die Auswirkungen von Faschismus und Gewaltherrschaft auf Kultur und Kunst.
Beginn: 19:30 Uhr

Film: Zeit für Zeugen – Eine Hommage an Ettie und Peter Gingold
Der Film erinnert an das Lebenswerk von Ettie und Peter Gingold, die beide als junge Erwachsene während der Okkupation des faschistischen Deutschland in der französischen Widerstandsbewegung Résistance kämpften.
Beginn: ca. 21:30 Uhr

Mittwoch, 26.06.
Film: 6 Millionen und einer

(Isr., D, Ö, 2011, 93 min, hebräisch, englisch, deutsch mit Untertiteln)
Der israelische Filmemacher David Fisher und seine Geschwister begeben sich anhand der Memoiren ihres Vaters, dem Holocaust Überlebenden Joseph Fisher auf Spurensuche.
Beginn: 20:30 Uhr

Donnerstag, 27.06.
Vortrag: Warum sind extrem rechte Weltbilder so zählebig?

mit Falk Mikosch von der VVN-BdA
Warum sind extrem rechte Weltbilder so zählebig? Weshalb verschwinden Rassismus, Antisemitismus, die Neonazis nicht einfach von der Bildfläche?
In unserer Veranstaltung wollen wir nach den Gründen dafür suchen.
Beginn: 20:00 Uhr

Sonntag, 30.06. — Finnissage und Film —
13:00 Uhr: Einlass

Film: Killing Nazis
(Ö, 2013, 47 min)
Die Film-Doku „Killing Nazis“ erzählt die reale Geschichte eines wahren „Inglourious Basterd“, des heute 91-jährigen Alfred Müller alias Chaim Miller aus Wien.
Beginn: 14:00 Uhr

Film: Zeit für Zeugen – Eine Hommage an Ettie und Peter Gingold
Der Film erinnert an das Lebenswerk von Ettie und Peter Gingold, die beide als junge Erwachsene während der Okkupation des faschistischen Deutschland in der französischen Widerstandsbewegung Résistance kämpften.
Beginn: 16:00 Uhr

Öffnungszeiten der Ausstellung:
20.6.: 17-22 Uhr
21.6.: 15-22 Uhr
22.6.: 19-22 Uhr
23.6.: 16-20 Uhr
25.6.: 15-22 Uhr
26.6.: 15-22 Uhr
27.6.: 15-22 Uhr
28.6.: 15-22 Uhr
29.6.: 22-24 Uhr
30.6.: 13-20 Uhr

Alle Veranstaltungen haben freien Eintritt!

Ausführlichere Infos zu den Veranstaltungen im Programm.
Ausführlichere Infos zur Kundgebung und Demo auf ueberdruss.noblogs.org

Mülheimer „Bombennacht 1943“ kam nicht aus heiterem Himmel

03.25.13

Wir kommen um uns zu beschweren

Am 8.03.2013 erschien im Mülheimer Lokalteil der WAZ der Artikel „Stadt und WAZ suchen Zeitzeugen der Bombennacht vom 23.6.1943“. Im Weiteren beziehen wir uns auf diesen Artikel.

Dieser Text ist die gekürzte Fassung einer Intervention, welche – wie auch die Langfassung – auf ueberdruss.noblogs.org zu finden ist.

Wir sind der Meinung, dass die „Größte Katastrophe der Mülheimer Geschichte“ nicht aus heiterem Himmel geschehen ist, sondern eine notwendige Intervention der Alliierten war.
Mülheim und seine Einwohner_innen haben sich in der Zeit von 1933 – 1945 in einen gesamtdeutschen Kontext, welcher antisemitisch, nationalistisch und menschenverachtend war, eingereiht und sich an ihm bereitwillig beteiligt.

Wenn man all die Grausamkeiten und die weltweiten Kriegsbemühungen der Deutschen zusammennimmt, fällt es einerseits schwer zu glauben, dass die Mülheimer_innen von all den alltäglichen Katastrophen nichts mitbekommen haben sollen.
Andererseits ist es geschichtsvergessen im Zuge des Bombardements eines nationalsozialistischen Industrie- und Kriegsumschlagplatzes wie Mülheim von der „größten Katastrophe seiner Geschichte“ zu sprechen.

Von einem deutschlandweit gelesenen Blatt wie der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung hätten wir einen besseren, vielseitigeren und ausführlicheren Artikel, als den genannten erwartet. In einer Zeit in der einerseits die meisten Jugendlichen mit dem Begriff Auschwitz schon nichts mehr anfangen können und andererseits das Holocaust Memorial in den USA eine Studie veröffentlicht, nach der von 42.500 Lagern europaweit ausgegangen werden muss, ist es wichtiger denn je die deutsche Geschichte bewusst zu halten.
Mit einer Gedenkveranstaltung zur Bombardierung Mülheims, wird das genaue Gegenteil, nämlich ein weiteres Vergessen und Verdrängen der Geschichte hochgehalten.
Aus Geschichte zu lernen muss bedeuten, gerade Schüler_innen ein vollständiges Bild zu vermitteln und nicht Opfermythen aufrechtzuerhalten, indem man das Bombardement frei von Kontext darstellt und betrauert.
Dieser Opfermythos wurde bereits wiederholt, auch im Kontext des jährlichen Neonaziaufmarsches in Dresden, als solcher entlarvt. Eine Legendenbildung wie die vom unschuldigen Mülheim sorgt für eine Umkehr des Täter-Opfer-Verhältnisses und für eine grundsätzliche Anschlussfähigkeit zu Neonazis.
Uns geht es nicht um eine „Verbesserung“ des Vorhabens der Stadt, sondern darum, dieses als Ganzes abzulehnen. Die Basis für eine auch nur im Ansatz sinnvolle und ausgeglichene Veranstaltung ist alleine mit dieser Veröffentlichung bereits entzogen worden.

„Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung.“
Theodor W. Adorno – Erziehung nach Auschwitz

Gruppe „Gewisser Überdruss“

PM: AZ kritisiert Razzia auf der Eppinghofer Straße

03.19.13

Die Mitarbeiter_innen des Autonomen Zentrums üben scharfe Kritik an der Razzia auf der Eppinghofer Straße am vergangenen Freitag.

„Es ist völlig unverständlich, wieso die Polizei die durchgeführte Razzia als Erfolg wertet“, so Paula Schmidt vom AZ. „Eine solche Großaktion mit dem Auffinden von Messern und Pfefferspray zu rechtfertigen ist einfach lächerlich. Das Vorgehen der Polizei vermittelt den Eindruck, es handele sich bei der Eppinghofer Straße um einen potentiellen Hort des Verbrechens und das, obwohl hierfür kein Anlass gegeben zu sein scheint. Von 100 willkürlich kontrollierten Personen wurden lediglich zwei mit zur Wache genommen, wobei die Gründe hierfür völlig unklar bleiben.“

Demgegenüber muss darüber nachgedacht werden, welche Motive bei Polizei, Ordnungsamt und Ausländerbehörde hinter der Aktion gestanden haben. Da Eppinghofen als Stadtteil mit hohem Migrationsanteil gilt, liegt der Verdacht nahe, dass die Straße aufgrund von rassistischen Vorurteilen und Stereotypen ausgewählt wurde und nicht aufgrund einer objektiven Gefahrenlage. „Hier wird ein Denken bedient, das Migration in die Nähe von Verbrechen rückt. Damit spielt man Parteien wie PRO NRW, die erst kürzlich in Mülheim demonstrierte, in die Hände.“

„Die beteiligten Behörden täten gut daran, ihre Aktion nicht unsinnig aufzuwerten, um eigenes Versagen zu kaschieren und die Anwohner_innen durch diese übertriebene Razzia grundlos zu verängstigen“, so Paula Schmidt.“Hier wäre vielmehr eine Entschuldigung fällig gewesen.“

Pro NRW am 11. März in Mülheim

03.05.13

Am 11.März wird die selbsternannte Bürgerbewegung und Partei „Pro NRW“ vor einem Flüchtlingswohnheim eine Kundgebung abhalten. Diese Kundgebung wird im Rahmen einer NRW-weiten Wahlkampftour der Partei stattfinden.

Rassismus im bürgerlichem Gewand

„Pro NRW“ ist eine sogenannte rechtspopulistische Partei. Rechtspopulist_innen geben sich bei ihrer Hetze betont bürgerlich und vermeintlich demokratisch. Rassistische Inhalte werden versteckt, sind jedoch bei genauerem Hinsehen immer noch zu erkennen und es mangelt ihnen nicht an Menschenfeindlichkeit. Klassische rassistische Hetze und Hetzparolen werden dabei gegen vermeintlich harmlosere Forderungen ausgetauscht. Ein „Ausländer raus!“ (NPD) wird zu „Asylmissbrauch stoppen!“ (Pro NRW). Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung werden allerdings auch hier propagiert. Dies ist ein teil der Wahlkampfstrategie, um gerade in der sogenannten „Mitte der Gesellschaft“ Wähler_innen-Stimmen zu bekommen. Mit dieser Form von Rassismus kann „Pro NRW“ Anknüpfungspunkte in der Bevölkerung finden. Der Gedanke, dass Migrantinnen und Migranten „uns“ die Arbeitsplätze wegnehmen oder das Sozialsystem belasten, ist in der Bevölkerung weit verbreitet.

Alltagsrassismus

Diese Form des Rassismus ist der sogenannte „Alltagsrassismus“. Er besteht nicht darin, dass Nazigruppen ihre Opfer durch die Nacht jagen, sondern darin, dass Bilder von Stereotypen präsentiert werden, für die Bürger_innen sehr empfänglich sind. Dabei geht es nicht um tatsächliche Herkunft oder Religion, sondern zumindest meist um rassistische Zuschreibungen auf Grund von Aussehen.
Oft genutzt sind auch Begriffe der „eigenen deutschen Kultur“ und der „anderen, fremden Kultur“. „Kultur“ wird hier jedoch falsch und leichtfertig benutzt, um sich selbst als vermeintlich einheitliche Deutsche gegen andere Menschen abzugrenzen. Dabei zeigt zum Beispiel das befremdliche Befinden von Menschen die im Ruhrgebiet aufgewachsen sind, wenn sie an Lederhosen, Weißwurst und Jodeln denken, dass der Begriff „Kultur“ viel vielschichtiger sein muss als man denkt und sich auf gar keinen Fall an Grenzen konstruierter Nationen festmachen kann. Diese Form von Rassismus von vermeintlich „aufgeklärten, demokratischen Deutschen“ ist aber nicht nur bei Anhänger_innen von „Pro NRW“ zu finden, sondern vielerorts in der Gesellschaft. Sei es bei Innenminister Friedrich, der gegen Asylbewerber_innen hetzt oder auch in der feuchtfröhlichen Runde in der Stammkneipe, bei welcher auf niedrigstem Niveau über Menschen hergezogen wird, die nicht in ihr stupides Weltbild passen.

Rassismus ist und bleibt aber Rassismus!

Egal wie oder wo er praktiziert wird. Dies wiederum ist offensichtlich rückwirkend ein gesunder Nährboden für Nazis, welche gestützt und geschützt von der Bevölkerung Menschen zusammenschlagen oder sogar töten. Damals wie Heute – Rassismus muss gestoppt werden! Gerade die ausgewählten Demonstrationsorte von „Pro NRW“, nämlich fast ausschließlich Asylbewerber_innen-Heime, müssen bei allen ein Warnsignal auslösen. Denn wie bei den progromartigen Ausschreitungen und Brandanschlägen von Rostock-Lichtenhagen, Solingen, Mölln, Hoyerswerda und anderenorts vor gerade mal zwanzig Jahren ziehen Deutsche mit rassistisch-populistischen Forderungen vor das Zuhause von Menschen, um sie zu vertreiben, um ihre Hetze zu betreiben, um im Sinne ihrer menschenfeindlichen Ideologie zu handeln.

Wir als Antifaschist_innen treten aus unserem Selbstverständnis heraus gegen Rassismus und für eine befreite Gesellschaft ein, in der die Menschen frei von Unterdrückung aufgrund ihrer vermeintlichen Herkunft oder Religion leben können.

Wir haben keinen Bock, dass „Pro NRW“ oder andere Rassist_innen in Mülheim oder sonst irgendwo ihre stumpfe Hetze verbreiten können und rufen für Montag, den 11.03.2013 zu Gegenprotesten auf!

Der Treffpunkt ist um 13.30 Uhr am Flüchtlingswohnheim Eltener Strasse 88, in Mülheim-Speldorf.

Offener Brief an „Back Up – Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt“ als Reaktion auf eine Veranstaltungsanfrage

02.18.13

Liebes Back-Up-Team,

wir finden es sehr begrüßenswert, dass es eine Beratungsstelle für Betroffene von rechter Gewalt gibt und halten diese für absolut notwendig.

Allerdings ist uns Back Up bereits des Öfteren negativ aufgefallen, da von Ihnen Äußerungen getätigt wurden, die sie selbst als Beratungsstelle diskreditieren.

Leider müssen wir Ihre Parteilichkeit mit Betroffenen rechter Gewalt, die Sie als Beratungsstelle für sich beanspruchen, in Frage stellen, was vor allem an Ihrem Offenen Brief vom 30.12.12 liegt. Dort wenden Sie sich nicht nur in einem Appell an extrem rechte Gruppierungen, von denen Sie sich – sehr naiv – wünschen, dass diese ihre Politik mit anderen Mitteln fortführen, sondern auch an Nazigegner_innen, denen sie implizit raten lieber „Opfer“ zu werden, als antifaschistischen Protest auf die Straße zu tragen und sich gegen Angriffe von Nazis zu wehren.
Dass Sie sich dann auch noch selbst widersprechen, indem Sie Betroffenen raten zur Polizei zu gehen, weiter unten aber schreiben, dass Polizei und Justiz offenkundige blinde Flecken haben was rechte Gewalt angeht, sei hier nur am Rande bemerkt.

Deutlich wird aber, dass Sie offenbar die Extremismustheorie teilen und somit eine ideologische Einstellung vertreten, die ebenfalls einer Parteilichkeit für Betroffene von rechter Gewalt widerspricht und darüber hinaus rechte Gewalt aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft verharmlost.

Des Weiteren das bundesweite Antifa-Camp 2012, das letztlich in unserem Haus stattfinden musste, zu dem Sie sich nicht solidarisch verhalten haben. Wir können uns das nur so erklären, dass Ihnen die eigene Position in der Dortmunder Stadtpolitik wichtiger war, als antifaschistische Projekte und deren Protest gegen Neonazis offen zu unterstützen. Wir halten das für den falschen Ansatz.

Als allgemeine Kritik möchten wir noch anmerken, dass der Opfer-Begriff sehr negativ konnotiert ist und nicht zu einem positiven Selbstbild nach einer Gewalterfahrung beiträgt. Dagegen zeigt der Begriff des_der „Betroffenen“, dass nicht in einer passiven Opferhaltung verharrt werden muss und auch die Hemmschwelle zum Aufsuchen einer Beratungsstelle herabgesetzt wird.

Unter diesen Umständen können wir uns nicht vorstellen mit Ihnen zusammen zu arbeiten und Ihnen Raum für eine Veranstaltung zu geben. Wir würden uns aber freuen, wenn Sie es schaffen würden eine Richtigstellung Ihres Offenen Briefs zu veröffentlichen und die von vielen Seiten kritisierten Punkte klarzustellen und zu korrigieren. Nur dann wäre eine Kooperation von unserer Seite aus wieder denkbar.

Mit freundlichen Grüßen,

AZ Mülheim