Veröffentlichung des AZ Mülheim
vom 21.3.2000AZ Vorwürfe/Antworten
Das AZ braucht ein neues Konzept. Grundlage für die weitere Bezuschussung soll ein tragfähiges Konzept mit mehreren Trägern sein. Uns wird ein Erfolg mit unserer Arbeit nicht mehr zugetraut. "Beobachtung und Erfahrung haben gezeigt, dass die dort nicht zu Potte kommen". Die AZ Struktur soll aufgelöst, der Betrieb eingestellt und erst dann wieder aufgenommen werden, wenn ein neues Konzept und ein wirtschaftlicher Betrieb gewährleistet ist.
Das AZ hat ein Konzept (inhaltl./finanz.), das der Rat der Stadt Mülheim an der Ruhr am 24.04.1997 einstimmig beschlossen hat. Als Trägerverein wurde der AJZ e.V. benannt. Wir sind fähig dieses Zentrum selbstverwaltet zu führen und werden mit keinem anderen Träger kooperieren.
Das AZ ist mit 180.000 DM städtischem Zuschuss zu teuer. Dem Trägerverein wird vorgeworfen, er arbeite zu unwirtschaftlich und da ursprünglich eingeplante Landesmittel in Höhe von 80.000 DM nicht gezahlt wurden, sei eine finanzielle Bruchlandung vorprogrammiert.
180.000 DM inklusive Personalkosten sind für einen Zentrumsbetrieb im Vergleich mit anderen Einrichtungen nicht zu hoch. Zudem stellt sich die Frage, warum ein solcher Zuschuss beschlossen wurde, wenn langfristig gar keine Bereitschaft besteht, das Projekt weiter zu fördern. Dass der Verein in keinster Weise unwirtschaftlich, sondern der Situation entsprechen sogar sehr sparsam arbeitet, hatten die Parteien Gelegenheit am 1.02.00 festzustellen, als vom AJZ e.V. eine vorläufige Kostenrechnung für '99 vorgelegt wurde. Die '97 erstellte Kalkulation hat sich im Wesentlichen bewahrheitet. Wenn wir aus betriebswirtschaftlichen Gründen, z.B. durch das Fehlen der Landesmittel, konzeptionelle Veränderungen vornehmen, dann nur in einzelnen Bereichen. Das Betriebskonzept wird dadurch nicht in Frage gestellt.
Das AZ hat zu wenig Besucher, betreibt Klientelpolitik und ist deshalb ein Nischenangebot für wenige. Das AZ soll auf eine breitere Basis gestellt und die Räume von mehr Leuten genutzt werden, z.B. Sportservice, kirchliche Träger, KIR ('Kultur im Ringlokschuppen').
Schon jetzt wird das AZ bei Veranstaltungen von durchschnittlich 1200 Besuchern im Monat genutzt. Nicht mitgezählt sind die NutzerInnen im Freizeit-, Teestuben- u. Projektebereich. Dass das Interesse immer grösser wird zeigt der mittlerweile über Monate ausgebuchte Termin- und Raumplan. Hierbei spiegelt die Bandbreite des Angebotes die Unterschiedlichkeit der NutzerInnen wieder. Es entsteht der Eindruck, dass eher die CDU Klientelpolitik betreiben möchte, weil ihr die AZ Initiative als Träger des Zentrums nicht genehm ist. Kooperationen mit anderen Projekten finden längst statt und sind auch jederzeit im Rahmen der bestehenden AZ Struktur möglich.
Im AZ wird keine richtige Jugendarbeit gemacht. Es gibt keine Angebote für Kinder. Das Angebot wird hauptsächlich von Jugendlichen aus anderen Städten genutzt.
Unser Verständnis von Jugendarbeit unterscheidet sich in vielen Punkten von der konventionellen Jugendarbeit. Kernpunkt ist, dass das AZ die Infrastruktur und den Raum bietet, den Jugendliche jeden Alters selbstbestimmt nach ihren Vorstellungen mit Inhalten füllen können. Ausschlaggebend sind nicht die jeweils modernen Inhalte der JugendpolitikerInnen oder der Verwaltung, sondern die Bedürfnisse der NutzerInnen selbst. Genau das war der Grund, warum dieses Zentrum gefordert wurde. Natürlich wird im AZ keine Kinderarbeit gemacht. Niemand möchte seine Kinder auf eine Baustelle schicken. Auch hier gilt: Wenn NutzerInnen des Zentrums Angebote für Kinder machen wollen ist dies in Zukunft möglich - es kann aber, da das AZ hauptsächlich von Jugendlichen genutzt wird keine Bedingung sein. Die AZ - Gruppe besteht hauptsächlich aus MülheimerInnen. Trotzdem wird das AZ mittlerweile bei Veranstaltungen auch von vielen Leuten aus den Nachbarstädten besucht. Dies ist im Ruhrgebiet erstens aufgrund des Städtezusammenhanges ganz logisch, zweitens zeigt sich, das offenbar ein Bedarf nach solch einem Zentrum besteht. Die Stadt Mülheim sollte froh sein, das nicht immer nur Mülheimer Jugendliche in andere Städte abwandern, sondern das es hier ein Angebot gibt, das nicht jede Stadt hat.
Da das AZ sich AZ nennt und nicht AJZ, wird die Gewährleistung der Jugendkulturarbeit in Frage gestellt.
Im AZ entscheidet das Plenum. Da wir uns auf keinen Namen einigen konnten, auch nicht auf Alte Reithalle (da kommt ja auch kein "Jugend" vor und in Cafe Fox übrigens auch nicht) blieb es bei dem Namen AZ, der sich längst eingebürgert hatte. Einigen von uns gefällt das, anderen nicht, aber das hat mit dem Programm nichts zu tun!
Das AZ macht Kulturarbeit und damit dem Ringlokschuppen Konkurrenz, der die Kulturveranstaltungen in Mülheim abdeckt. Die Stadt kann sich kein zweites Kulturzentrum leisten.
Wir sind ein Jugendkulturzentrum, das einzige, das es in Mülheim gibt. Hier können Junge Menschen selber Veranstaltungen jeder Art organisieren - ohne den Zwang, dass ihr Konzert, ihre Disco, Ausstellung etc. sich wirtschaftlich im Sinne von Gewinn machen rentieren muss. Hier gibt es die Chance auszuprobieren und sowohl negative als auch positive Erfahrungen zu machen. Der Ringlokschuppen macht ganz andere Arbeit und kann und will für Jugendkulturarbeit keinen Raum bieten.
Die Menschen, die das AZ nutzen sind zu alt. Die Leute, die dort arbeiten auch.
Unsere Zielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 27. Gerade für Jugendliche über 18 Jahre gibt es kaum Angebote. Hier scheint nur noch Kaufkraft gefragt zu sein, obwohl der Lebensabschnitt Jugend durch das KJHG auf 6 bis 27 J. und in besonderen Fällen auch darüber hinaus festgelegt ist. Jugendpolitiker wie Heiko Hendriks zeichnen sich durch eine antiquierte Vorstellung von Jugendarbeit sowohl im Bezug auf die Inhalte als auch auf das Alter aus. Interessant ist auch, dass im Bezug auf Festangestellte einerseits "Fachpersonal" gefordert, andererseits das Alter der im AZ arbeitenden Menschen als zu hoch eingestuft wird. Ein 50 jähriger Sozialpädagoge würde die CDU nicht stören, eine 30 jährige Azlerin schon. Es hat sich bis jetzt von selbst so ergeben, das z.B. im Bereich Buchhaltung und Finanzen eher die älteren und in anderen Bereichen z.B. Teestube die jüngeren arbeiten.
Die Landesmittel, die über die IBA für den Umbau der Alten Reithalle bereitgestellt wurden sind nur Zweck- aber nicht initiativengebunden.
Der AJZ e.V. hat beim IBA Aufruf " Initiative ergreifen" mitgemacht und so erst die Landesmittel für die Stadt Mülheim erwirkt. Grundlage war das der IBA und auch dem Rat vorgelegte inhaltliche und Betriebskonzept. Voraussetzung für eine Landesförderung war die Zusage der Stadt Mülheim, das Projekt mit den im Finanzkonzept eingesetzten Mitteln in Höhe von 180.000 DM langfristig zu fördern. Für den Umbau wurde ein Bauen und Nutzen Konzept vorgesehen, in dessen Rahmen die Initiative Eigenleistung im Baubereich in hohem Maße erbracht hat. Trotz erheblichen Behinderungen durch den immer noch nicht beendeten Bau wurde schon ein umfangreiches Jugendkulturprogramm auf die Beine gestellt.
Durch eine Qualitätsvereinbarung unterschrieben von IBA, Baudezernat, Jugendverwaltung und AJZ e.V. wurde das Projekt auch rechtlich verbindlich gesichert.
Wir finden:
Eine Partei, die erst mit der Einrichtung eines autonomen Jugendkulturzentrums sogar in der Zeitung wirbt, ein Konzept im Rat beschliesst, aber noch vor der Fertigstellung versucht das ganze Projekt zu kippen, macht sich total unglaubwürdig. Wer garantiert denn den jetzt vielleicht genehmeren Trägern, das ihre Arbeit nicht umsonst sein würde.
Dass hier Meinungsmache und Wahlkampf betrieben wird. Politische Entscheidungen , mit für die Betroffenen weitreichenden Entscheidungen , werden aufgrund nicht belegter Behauptungen gefällt.
Das hier in einer Zeit, in der überall Sparzwang herrscht und verstärkt auf aktive Bürgergesellschaft gesetzt wird, ehrenamtliches Engagement gerade im Jugendbereich mit Füssen getreten wird.
Dass hier Signale gesetzt werden, sowohl für andere Projekte im Rahmen von "Initiative ergreifen", als auch für alle anderen, die sich im sozialen oder kulturellen Bereich engagieren .
Die Stadt Mülheim ist nicht nur rechtlich, sondern auch moralisch verpflichtet ihre Zusagen einzuhalten. Der AJZ e.V. hat nicht nur Fürsorgepflicht seinen Angestellten gegenüber, sondern hat sich auch langfristig im Rahmen des Jugendkulturprogramms verpflichtet.